Dem Wolf im Jugendhaus ganz nah auf den Pelz gerückt:
Schüler aller Schularten erleben begeistert die 6. Anderswo-Literaturtage
Montag: Eröffnungslesungen mit Andrea Hensgen:
"Darf ich bleiben, wenn ich leise bin", lässt Andrea Hensgen ihren Wombat fragen, als der sich zögerlich unter dem Bett des achtjährigen David hervorwagt. Eine skurrile Situation, zumal der Wombat auch noch Englisch spricht. Doch hier geht es nicht um witzigen Klamauk. Die Schriftstellerin lädt in ihren Eröffnungslesungen zu den „Anderswo Kinder- und Jugendliteraturtagen“ die atemlos lauschenden Grundschüler eher zur nachdenklichen Auseinandersetzung mit der Fremdartigkeit ein. In der philosophisch angehauchten Geschichte erkennen die Zuhörer schnell, wie wichtig Vertrauen, Verantwortungsbewusstsein und Zuverlässigkeit für die zögerlich aufkeimende Freundschaft zwischen David und dem Wombat sind.
Auch wenn es kein Happy End gibt – der Wombat stirbt schließlich - versöhnlich und positiv endet die Geschichte allemal. „Man darf Kindern durchaus problematische Geschichten zumuten, wenn das in entsprechender Sprache geschieht“, ist sich Andrea Hensgen sicher.
Tiere, einmal ganz anders, stehen im Mittelpunkt der sechsten vom Jugendhaus der Stadt Bretten veranstalteten Anderswo-Lesewoche und die Resonanz der Brettener Schulen ist auch bei diesem Thema wieder riesengroß. Rund achthundert Schüler fast aller Schularten nehmen gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern die Gelegenheit zur Begegnung mit Autoren und Büchern wahr.
Dienstag und Mittwoch - Joachim Friedrich:
Im Mittelpunkt steht in diesem Jahr mit Joachim Friedrich einer der erfolgreichsten und gefragtesten deutschen Kinderbuchautoren. Im Nebenberuf noch als Unternehmensberater und Professor für Betriebswirtschaft tätig, hat er sich für „Anderswo“ dennoch zwei Tage Zeit genommen. Seine Protagonisten – personifizierte und äußerst merkwürdige Hunde – unterhalten sein Publikum bestens. So amüsieren sich seine jugendlichen Leser bei den „Pink-Muffin“-Büchern köstlich über die coolen Sprüche des als Basset wiedergeborenen Privatdetektiven Lipinski. Vor Jahren war Friedrich mit diesen „E-Mail-Romanen“ Mitbegründer eines nun sehr in Mode gekommenen Genres. In Bretten stellt er den siebten und, zum großen Bedauern seiner Fans, letzten Roman dieser Reihe vor.
Für Lachsalven sorgt auch der Hund Tausendschön, eine Promenadenmischung, die aussieht wie ein „explodiertes Sofakissen“ und als treuer Gefährte der Detektivbande Kalle und Co. oft maßgeblich an der Aufklärung kleiner und großer Kriminalfälle beteiligt ist. Friedrich freut sich über die vielen Kenner seiner 41/2-Freunde-Bücher, deren Fragen nach der Erzählperspektive und Charakterisierung der Personen er im anschließenden Gespräch gerne beantwortet.
Donnerstag: Theater Pforzheim:
Einmal dem Wolf ganz nah auf den Pelz rücken und dem Schaf übers Fell streicheln dürfen die Besucher des Theaterstücks „Ein Schaf fürs Leben“. Die Schauspieler des Pforzheimer Theaters ernten wahre Begeisterungsstürme nach ihrer großartigen Aufführung dieser Freundschaftsgeschichte zweier so ungleicher Tiere. Die Kinder lassen sich anschließend nicht lange bitten und nutzen ausgiebig die Gelegenheit, den Schauspielern in ihren Kostümen hautnah zu begegnen.
Donnerstag und Freitag - Julia Dürr:
Ein wütendes Lamm und viele andere Tiere verwandeln bei den Abschlussveranstaltungen mit Julia Dürr das Publikum in einen lustigen und vielstimmigen Chor. Die Illustratorin stellt nicht nur ihr neues Bilderbuch vor, sondern lässt die Erst- und Zweitklässler auch in der Geschichte mitspielen und gibt Anleitungen zu kleinen Zeichnungen. Ausführlicher und intensiver wird der Zeichenkurs dann für die Teilnehmer des nachmittäglichen Workshops, bei dem ein großes Wandszenario entsteht und die Künstlerin ausführlich aus dem Illustratoren-Nähkästchen plaudert.
Auch die 6. ANDERSWO-Lesewoche war wieder ein Ort der Begegnung, des Kennenlernens und der Auseinandersetzung mit Büchern und Schriftstellerinnen und Schriftstellern - und es hat großen Spaß gemacht.
Vielen Dank an Andrea Hensgen, Julia Dürr, Joachim Friedrich und das Theater Pforzheim für ihre tollen Veranstaltungen und die schönen Begegnungen auch außerhalb der Lesungen.
Die Jugendhaus-Leitung bedankt sich herzlich auch
-bei allen teilnehmenden Lehrerinnen und Lehrern für ihr Engagement und die oft bemerkenswert gute Vorbereitung ihrer Klassen
- bei allen Schülerinnen und Schülern, die durch ihre Motivation, ihre Offenheit und Begeisterung zum Gelingen der Veranstaltungen beitrugen und sicher so manch Neues entdeckt haben
-bei allen Mitarbeitern, die das Programm mitorganisiert und mitdurchgeführt haben, besonders Mascha Baumgärtner, Sandra Lamberger-Glaser und Ulrike Müller
-bei der Buchhandlung Kolibri für die gelungene Kooperation (einmal mehr!) und die großzügige finanzielle Unterstützung.
Auch im nächsten Jahr wird es wieder unsere ANDERSWO-Leseexpeditionen geben, Einzelheiten werden wir nach den Sommerferien hier veröffentlichen.
Hartmut Baumgärtner & Jürgen Vedder
